Soundsvegan Logo

soundsvegan.com

    Die Fleischindustrie zerstört den Regenwald

    Neuer Bericht zur Urwald-Zerstörung durch Soja-Anbau

    Beitrag von Anne
    08.11.2022 — Lesezeit: 3 min
    Die Fleischindustrie zerstört den Regenwald

    Ein neuer Bericht befördert die traurige Tatsache jetzt erneut ans Tageslicht: Fleisch zerstört den Regenwald. Oder genauer ausgedrückt: Durch den Anbau von Futter-Soja für die Fleischindustrie wird der Regenwald zerstört.

    Das von IOP Science1 veröffentlichte Paper kommt zu dem Schluss, dass die Zusagen, die Abholzung von Waldgebieten im Amazonasgebiet herunterzufahren, fast nichts bewirkt haben. Die flächendeckende Rodung zur Schaffung von Ackerflächen für die Futtergewinnung für Rinder, Schweine und andere Tiere in der Landwirtschaft schreitet weiter ungebremst voran.

    Die Zerstörung des Regenwaldes geht weiter

    Trotz der weltweiten Bemühungen geht der Waldverlust weiter. Täglich fallen weitere Gebiete den Sägen zum Opfer. Zwar hätte die Verpflichtung von Unternehmen zur Vermeidung von Entwaldung in ihren Lieferketten in sogenannten Supply Chain Commitments (ZDC) das Potenzial, die Entwaldung zumindest etwas einzudämmen, diese sind jedoch auf bestimmte Standorte und Lieferketten beschränkt.

    Vor allem, da es in Brasilien bislang keine staatliche Forstverwaltung gibt, wäre dieser Hebel jedoch besonders wichtig. Die Commitments können jedoch beim derzeitigen Tempo kaum etwas für den Schutz der biodiversen Ökosysteme ausrichten. Die Bemühungen in diese Richtung kommen schlichtweg zu spät und die Verfahren zur Einführung sind zu kompliziert, um sofort etwas zu bewirken.

    Die Autor*innen der Studie nutzten bei ihrer Arbeit Zeitreihen mit räumlich expliziten Daten über die Rohstoffbeschaffung von Unternehmen und ZDCs. Damit konnten sie die aktuellen und potenziellen Auswirkungen von ZDCs innerhalb von Soja-Lieferketten im Hinblick auf den Waldverlust und die biologische Vielfalt bewerten.

    "Unternehmen müssen auf die Missstände aufmerksam machen"

    Die Forschenden konzentrierten sich auf das brasilianische Amazonasgebiet sowie den Cerradeo. Im Amazonas wurde das erste ZDC Sojamoratorium (SoyM) eingeführt. Im Cerrado führten Unternehmen ZDCs ein, setzten sie jedoch nicht um.

    Im Rahmen ihrer Arbeit fanden die Wissenschaftler*innen heraus, dass die Unterzeichnenden des SoyM, die den Markt kontrollieren, zwischen 2006 und 2015 in ihren Gebieten einen Rückgang der direkten Entwaldung für Soja um ganze 57 Prozent bewirken konnten.

    Hätten die Unternehmen im Cerrado ihre ZDCs mit der gleichen relativen Wirksamkeit wie im Amazonasgebiet umgesetzt, hätten sie die Abholzung für Soja um 46 Prozent reduzieren können. Die Umsetzung der ZDC im Cerrado mithilfe strenger Überwachung und Durchsetzung könnte somit wesentlich zur Erhaltung der Wälder und Lebensräume beitragen.

    "Die Mächtigen dieser Welt müssen sich endlich einmischen"

    Durch die unvollständige Einführung der ZDC bleiben jedoch mehr als 50 Prozent der für den Sojaanbau geeigneten Wälder und die in ihnen lebenden Tiere außerhalb ihrer Reichweite.

    Im Abstract ihres Papers schreiben die Forschenden

    "Um diese Wälder zu schützen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass mehr Unternehmen – einschließlich kleinerer, weniger öffentlichkeitswirksamer Firmen – Anreize für die Erstellung und Umsetzung von ZDCs schaffen und gleichzeitig die Waldbewirtschaftung durch die öffentliche Politik fördern."

    Kurz gesagt: Der Regenwald stirbt und wenn sich die Mächtigen dieser Erde nicht jetzt mit allem, was ihnen zur Verfügung steht dagegenstemmen, wird er bald seinen letzten Atemzug getan haben.

    Zerstört Dein Tofu nicht auch den Regenwald?

    Die Frage, ob das Tofu, das ich als vegan lebender Mensch gelegentlich konsumiere, nicht auch zur Abholzung des Regenwaldes beiträgt, kann ich ganz klar mit Nein beantworten. Natürlich kommt es auch hier darauf an, welches Tofu (oder andere Sojaprodukte) man kauft. Die bei uns verkauften Soja-Lebensmittel werden jedoch zum größten Teil hierzulande beziehungsweise in Europa angebaut. Ich persönliche achte da beim Einkaufen sehr stark darauf.

    Der größte Teil der weltweit produzierten Sojabohnen (wir sprechen hier von rund 80 Prozent) wird einzig und allein für die Herstellung von Futter für Rinder, Schweine, Geflügel und Fisch angebaut. Wiederum ein großer Teil hiervon stammt aus den oben erwähnten Gebieten. Wer Fleisch, Wurst, Milch, Käse, Eier oder Fisch konsumiert, konsumiert somit auch das Soja aus dem Regenwald.

    Forschende schätzen, dass jährlich 4.800 Quadratkilometer Regenwald gerodet werden, um die steigende Nachfrage in der Tierhaltung nach Soja zu befriedigen.

    Das Foto habe ich im Eden Project in England aufgenommen. Dort haben Forschende und Naturschützer*innen einen Regenwald unter eine Kuppel angelegt. Hoffen wir, dass dies nicht schon bald die einzige Möglichkeit ist, wenigsten einen Teil der vielfältige Flora und Fauna der schönsten Orte unseres Planeten zu erhalten.

    1. Letter "Gaps in adoption and implementation limit the current and potential effectiveness of zero-deforestation supply chain policies for soy", IOP Science

    © 2024 · soundsvegan.com · Anne Reis