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    Klimasünde Fleisch

    Fleischindustrie für 60 Prozent der Lebensmittel-Treibhausgase verantwortlich

    Beitrag von Anne
    16.09.2021 — Lesezeit: 3 min
    Klimasünde Fleisch

    Eine neue Studie brachte jetzt ans Tageslicht, dass die weltweite Fleisch-Produktion für 28 Mal mehr Treibhausgas-Emissionen verantwortlich ist, als die pflanzlicher Nahrungsmittel. Die Zahlen wurden unter anderem in der aktuellen The Guardian Ausgabe veröffentlicht. Die Ergebnisse der Forschungen decken sich mit denen ähnlicher Studien und zeigen ein weiteres Mal den Handlungsbedarf im Hinblick auf die Änderung unserer Ernährungsgewohnheiten.

    Dass es nicht besonders umweltfreundlich ist, Tiere für den Verzehr zu züchten, ist inzwischen den meisten Menschen klar. Die Autor*innen der Studie bringen jetzt weitere schockierende Details ans Tageslicht.

    Zahlen und Daten aus 200 Ländern

    Die Forschenden veröffentlichten ihre Studie, die den Einfluss der globalen Lebensmittel auf das Klima zeigt, zuerst auf nature.com1. Für ihre Arbeit analysierten sie Daten aus mehr als 200 Ländern und bezogen 171 pflanzliche sowie 16 tierische Produkte mit ein.

    Das Besondere an der neuen Lebensmittel-Klimastudie ist, dass sie tief in die verschiedenen Bereiche der Lebensmittel-Produktionskette eintaucht – die Pflanzen, die einzig zur Verfütterung an "Nutztiere" angebaut werden, berücksichtigten die Wissenschaftler*innen ebenso, wie den Einsatz von Düngemitteln und den Transport der Produkte.

    "Wenn wir Angst vor der Klimakatastrophe haben, müssen wir unsere Ernährungsgewohnheiten ändern"

    Die Wissenschaftler*innen fanden unter anderem heraus, dass die Lebensmittelherstellung für mehr als 35 Prozent aller Emissionen verantwortlich ist. Insgesamt sind das pro Jahr 17,3 Milliarden Tonnen Treibhausgas. Zum Vergleich: Die Emissionen der gesamten USA sind nicht mal halb so hoch.

    Fleisch identifizierten die Forschenden als besonders starken Treiber. Es gibt ihnen zu denken, dass allein durch die Aufzucht der Tiere mehr als 57 Prozent aller mit der Lebensmittelproduktion in Verbindung stehenden Treibhausgase, wie CO2 und Methan, emittiert werden.

    Im Vergleich dazu nehmen der Anbau und die Verarbeitung pflanzlicher Lebensmittel gerade mal 29 Prozent ein.

    "Pflanzliche Lebensmittel sind wesentlich Klima-freundlicher"

    Die Forschenden gaben sich bei ihrer Studie nicht mit Gesamtzahlen zufrieden. Sie verglichen die unterschiedlichen Lebensmittel genau miteinander. Dabei fanden sie zum Beispiel heraus, dass allein Rindfleisch ein Viertel der Treibhausgas-Emissionen im Lebensmittelsektor erzeugt. Das schafft nicht mal der größte pflanzliche Emittent: Reis. Der liegt nämlich gerade mal bei 12 Prozent.

    Ein wichtiger Punkt, den die Autor⋆innen der Studie hervorheben, ist die Verschwendung wertvoller pflanzlicher Kalorien. Würden wir sie nicht zur "Herstellung" tierischer Kalorien nutzen, wären wir im Kampf gegen den Welthunger einen großen Schritt weiter. Xiaoming Xu, der Kopf der Studie, äußerte sich gegenüber The Guardian2 so zu diesem Thema:

    "Um mehr Fleisch zu produzieren, muss man den Tieren mehr zu fressen geben. Das wiederum verursacht mehr Emissionen. Man braucht also mehr Biomasse, um die gleiche Menge an Kalorien zu erhalten."

    Sprich: Führen wir die Kalorien unserem Körper nicht direkt zu, sondern geben sie erst einem Tier, dessen Fleisch wir dann essen, brauchen wir mehr davon. Klingt logisch.

    Atul Jain, Co-Autor der Studie, berichtete dem Guardian1:

    "Unsere Studie bildet den kompletten Kreislauf der Lebensmittel-Produktion ab. Die politischen Entscheidungsträger⋆innen können die Ergebnisse dazu nutzen, darüber nachzudenken, wie wir die Emission von Treibhausgasen in Zukunft kontrollieren können.

    Ein großer Teil davon kommt durch persönliche Entscheidungen zustande. Man kann den Leuten nicht einfach seine Ansichten aufzwingen. Wenn die Menschen allerdings Angst vor der Klimakatastrophe haben, sollten sie ernsthaft über die Änderung ihrer Ernährungsgewohnheiten nachdenken."

    "Die Studie zu den Treibhausgas-Emissionen von Lebensmitteln ist eine wichtige Referenz für die kommenden Jahre"

    Forschende betonten in der Vergangenheit immer wieder, dass ein grundlegendes Umdenken bei den Essgewohnheiten und landwirtschaftlichen Praktiken notwendig ist, wenn wir der globalen Erwärmung effektiv entgegenwirken wollen. Im Moment sieht es leider noch nicht danach aus. Die Fleisch-Produktion ist in den letzten Jahrzehnten immer weiter gewachsen. Heute kommen auf jeden Menschen auf der Erde drei Hühner. Das Ziel der Wissenschaftler⋆innen ist es auch, diese traurigen Zahlen bekannter zu machen.

    Der selbst nicht an der aktuellen Studie beteiligte Pflanzenphysiologe Lewis Ziska von der Columbia University äußerte sich gegenüber dem Guardian wie folgt zu der bahnbrechenden Arbeit:

    "Die Studie ist wirklich verdammt gut. Sie sollte bei den bevorstehenden UN-Klimagesprächen in Schottland auf jeden Fall gebührende Aufmerksamkeit erhalten. Eine grundlegende Unbekannte innerhalb der Weltwirtschaft ist der Einfluss von Lebensmitteln auf die Treibhausgas-Emissionen. Es hat zwar früher schon Schätzungen dazu gegeben, aber diese Arbeit bietet uns jetzt den Goldstandard. Sie wird uns in den kommenden Jahren als wichtige Referenz dienen."

    1. "Global greenhouse gas emissions from animal-based foods are twice those of plant-based foods" – Die Studie von Xiaoming Xu, Prateek Sharma, Shijie Shu, Tzu-Shun Lin, Philippe Ciais, Francesco N. Tubiello, Pete Smith, Nelson Campbell5 und Atul K. Jain auf nature.com
    2. Studie zu den Treibhausgas-Emissionen von Lebensmitteln im The Guardian

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