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    Plastik auf Holz-Basis

    Bio-Kunststoff-Start-up erhält Millionen-Finanzierung

    Beitrag von Anne
    28.05.2021 — Lesezeit: 3 min
    Plastik auf Holz-Basis
    Bild/Picture: © Woodly

    Bio-Kunststoff könnte die Lösung des weltweiten Plastik-Problems sein. Das finnische Unternehmen Woodly Ltd. hat jetzt eine Wachstumsfinanzierung in Höhe von drei Millionen Euro erhalten. Das Start-up arbeitet an einem außergewöhnlichen und völlig neuen Ansatz.

    CEO Jaakko Kaminen beschreibt die Idee, Kunststoff auf Holzbasis herzustellen so:

    "Plastik ist in den letzten Jahren zu einem Schreckgespenst geworden. Auf die Verantwortung dafür würden viele gerne verzichten. Es durch alternative Materialen zu ersetzen, ist eine gute Lösung. Im Wesentlichen ist es der Industrie bisher lediglich gelungen, auf die Verwendung des Wortes 'Plastik' zu verzichten. Wir haben uns des Problems auf eine andere Weise angenommen. Wir wollen die Rohstoffe ersetzen, aus denen das Plastik hergestellt wird."

    Kreislaufwirtschaft und CO2-Neutralität

    Koriander in Woody-Plastik. Bild/picture: Woody Ltd.
    Koriander in Woody-Plastik. Bild/picture: Woody Ltd. | smallBeim in Finnland entwickelten Woodly®-Material handelt es sich um einen neuartiger Kunststoff, der aus Holzzellulose hergestellt wird. Das Endergebnis ist ein Kunststoff, der sowohl in der Produktion als auch in den Produkten den Ansprüchen für herkömmliches Plastik entspricht. Im Gegensatz dazu ist er jedoch zu 100 Prozent CO2-neutral. Der Bedarf an fossilen Rohstoffen wird damit reduziert.

    Das Unternehmen will in naher Zukunft verschiedene Verpackungen und Produkte auf den internationalen Märkten einführen und Herstellern beim Ausstieg aus der fossilen Wirtschaft auszusteigen, ihre CO2-Bilanz zu reduzieren und in die Kreislaufwirtschaft einzusteigen. Woodly Kunststoff soll nämlich nicht nur umweltschonend, sondern auch recycling-fähig sein. Um den ökologischen und sozialen Nutzen zu maximieren, sind die Produkte so konzipiert, dass sie mehrfach recycelt werden können. In den Ländern, in denen das Material eingesetzt wird, plant das Unternehmen eine Enge Zusammenarbeit mit der Abfallwirtschaft und dem Recyclingsektor.

    Klimaschutz im Unternehmen

    Darüber, dass die Rolle der Wälder in unserem täglichen Leben groß ist, sind sich die Gründer*innen des Bio-Kunststoff Unternehmens laut eigener Aussage sehr bewusst. Sie wollen aktiv am Klimaschutz mitarbeiten. Auf Ihrer Presseseite schreiben sie:

    "Die Wälder ermöglichen es uns, auf diesem Planeten zu leben. Sie wandeln Kohlendioxid in Sauerstoff um und sind nach den Ozeanen der zweitgrößte Sequester von Treibhausgas- und Kohlendioxid-Emissionen. Nur die Ozeane binden noch mehr Treibhausgas- und Kohlendioxid-Emissionen als die Wälder. Bäume verhindern die Abnutzung des Bodens, Erosion genannt. Dadurch kann mehr Land für die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelproduktion genutzt werden. Darüber hinaus bieten Wälder ein Zuhause für Millionen von Tieren und liefern einen erneuerbaren Rohstoff für die menschliche Nutzung."

    Jaakko Kaminen und sein Team plädieren daher für nachhaltige Forstwirtschaft. Nach der großen Rodungs-Krise Anfang des 20. Jahrhunderts, dem Beginn der Industrialisierung und dem anschließenden Wachstum der Papierindustrie hat sich der Wald in Finnland wieder etwas erholt. Derzeit sind circa 75 Prozent des Landes mit Wald bedeckt. Es ist damit das waldreichste Land Europas. Historisch gesehen spielt der Wald für Finnland eine große Rolle. Er bot den Menschen schon immer Schutz, Nahrung und eine Lebensgrundlage. Schon allein aus diesem Grund ist das Bewusstsein für die Wälder und das Wissen über nachhaltige Forstwirtschaft dort besonders groß.

    Nachhaltige Forstwirtschaft

    Woodly Kunststoff-Granulat. Bild/picture: Woody Ltd.
    Woodly Kunststoff-Granulat. Bild/picture: Woody Ltd. | smallDer Rohstoff für das Woodly Plastik stammt aus FSC-zertifizierten Wäldern. Sie werden nach ökologischen und ethischen Standards bewirtschaftet. Das Unternehmen hat ein Zertifikat dafür, das garantiert, dass die Produkte zu 40 bis 60 Prozent aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt werden. Das Entwicklungsteam arbeitet laut Woodly daran, den Anteil weiter zu erhöhen.

    Rein rechnerisch ist der CO2-Verbrauch von Woodly Kunststoff kleiner, als der ähnlicher Materialien. Er kann die Kreislaufwirtschaft durch seine Qualität und mechanischen Eigenschaften derzeit bis zu fünf Mal durchlaufen. Er wird also fünf Mal recycelt, ehe er verbrannt wird. Dabei entsteht 70 Prozent weniger fossiles Kohlendioxid, als bei der Verbrennung von herkömmlichen Kunststoffen.

    Bio-Kunststoff im Einsatz

    Die Woody Ltd. hat kürzlich die Zusammenarbeit mit K-Group, HKScan, Orthex, Kiilto, Black Moda und Vihreäkeiju angekündigt. Die K-Group brachte mit der Eigenmarke Parka Rose Begonia bereits die ersten Verpackungen aus Woodly®-Material in den Umlauf. Außerdem verpackt unter anderem die Firma Vihreäkeiju Kräutertöpfe mit dem neuen Material. Jaakko Kaminen berichtet:

    "Wir haben mit dem Verkauf begonnen. Die ersten Woodly® Verpackungen sind in Finnland bereits auf dem Markt. Mit den neuen finanziellen Mitteln werden wir in die internationale Kommerzialisierung investieren können. Bis jetzt hatten wir schon Auslandsverkäufe nach Schweden, Deutschland, Portugal und Japan."

    Ein zukunftsweisendes Geschäftsfeld

    Die Haupteigentümer von Woodly sind Besodos Investors Oy sowie die Woodly Gründer Ratkaisutoimisto Seedi Oy. Der Geschäftsführer von Ratkaisutoimisto Seedi Marko Parkkinen freut sich:

    "Bei der Rettung der Welt dabei zu sein, ist wohl das interessanteste Geschäftsfeld. Woodly will ein wichtiger Akteur in diesem Markt sein. Diese Förderrunde ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg."

    Ob die Idee von Woodly im großen Stil zur Erhaltung der Umwelt beitragen kann, bleibt abzuwarten. Die Entwicklung ist auf jeden Fall ein Schritt in eine neue Richtung. Wenn es dadurch nicht zu maßlosen Rodungen kommt und die nachhaltige Forstwirtschaft auch anderswo gut funktioniert oder irgendwann möglicherweise sogar Holzabfälle verarbeitet werden könnten, wäre die Menschheit sicher einen großen Schritt weiter.

    Kreislaufwirtschaft bei der Woodly Ltd.

    CO2-Neutralität bei der Woody Ltd.

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