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    Baulta im Interview

    "Post-Rock transportiert Emotionen"

    Interview von Anne
    26.03.2021 — Lesezeit: 12 min
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    Baulta im Interview

    Baulta haben sich zu einem Interview bereiterklärt! Wir haben uns lange über den Entstehungsprozess ihres aktuellen Albums "Another Second Chance" und ihre Entwicklung als Band unterhalten. Dabei habe ich einiges über die vier Finnen und ihre Beziehung zum Post-Rock erfahren.

    Über die aktuelle Weltlage haben wir natürlich auch gesprochen. Davon lassen sich Esa (Schlagzeug), Janne (Bass), Iiro (Gitarre) und Matti (Gitarre) nicht unterkriegen. Inzwischen haben sie eine ziemlich gute Strategie entwickelt, mit der Krise umzugehen.

    Anne: Vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für das Interview nehmt! Wie geht es Euch im Moment? Wie geht Finnland mit der Corona-Krise um?

    Iiro: Hi Anne! Dir vielen Dank, dass Du das mit uns machst! Ich denke in Finnland langweilen sich die Menschen langsam aber sicher, wenn sie COVID hören – eigentlich genau, wie überall auf der Welt. Aber es ist nun mal da und es verändert unser Leben permanent. Es hat einen großen Einfluss auf unser Land, die Gesellschaft und unser Verhalten. Ich hoffe, dass die Zukunft etwas heller wird und die Einschränkungen nach und nach weniger werden.

    "Wir Finnen sind gut im Social Distancing"

    Matti: Ich denke, wenn man es global betrachtet, läuft es in Finnland ziemlich gut während dieser Pandemie. Die Situation ist im Moment unvorhersehbar. Wir müssen also versuchen, Abstand zu halten und das Beste hoffen. Glücklicherweise sind wir Finnen ja ziemlich gut im Social Distancing!

    Janne: Bis jetzt sind alle Baulta Mitglieder gesund und für uns Finnen ist es natürlich, die persönliche Komfortzone einzuhalten. Langsam macht sich aber Frust breit und die Probleme mit den Impfungen führen zu völlig unnötigen politischen Auseinandersetzungen.

    Anne: Ihr habt gerade Euer brandneues Album "Another Second Chance" veröffentlicht. Gratulation! Für mich ist es schon jetzt eines der Alben des Jahres 2021. Seit Ihr zufrieden mit dem Ergebnis Eurer Arbeit?

    "Wir sind glücklich mit dem neuen Album"

    Baulta. Picture: Antti Varhe / AVAGraphyBaulta. Picture: Antti Varhe / AVAGraphy

    Iiro: Herzlichen Dank! Das End-Resultat dieses Albums war tatsächlich spezieller als erwartet. Seit wir die letzte Platte aufgenommen haben, sind viele Jahre vergangen. Wir haben die Vergangenheit hinter uns gelassen. Außerdem ist es immer sehr spannend und macht einen ein bisschen nervös, wenn man anfängt, ein neues Album aufzunehmen. Einige der Songs waren schon fast vier Jahre alt, einige sind neuer.

    Aus dieser Zeitspanne hatten wir eine Menge Songs, aus denen wir wählen konnten. Ich bin sehr glücklich, dass wir die richtigen ausgesucht haben. Das und natürlich auch die harte Arbeit und unsere Übereinstimmung, was das ganze Projekt angeht, haben sich wirklich bezahlt gemacht. Unsere Entscheidung, die Drums und die Bässe für diese Platte live einzuspielen, war richtig. Das gibt den Songs so ein wunderbar natürliches Gefühl mit. Ich bin auch froh mit dem Resultat daraus, dass wir uns mit den Gitarren zurückgehalten haben. Dadurch füllen wie mehr die strukturellen und Ambient-Räume. 80er-Synthesizer und Piano Leads verleihen diesen Songs Glanz.

    Wir haben Xavi Forne, aka Error!design 2019 auf dem DUNK! getroffen und haben über eine Kooperation mit ihm nachgedacht. Er hat dann das perfekte Artwork zu unserem Album beigetragen. Es repräsentiert die Themen und die Inspiration hinter unseren Stücken. Wir sind ziemlich stolz, Teil des DUNK!records und A Thousand Arms Zirkels sein. Sie haben uns toll dabei unterstützt, das Beste aus dem Album herauszuholen. Vinyl ist einfach perfekt.

    Matti: Mehr also glücklich!

    "Die Chemie zwischen uns stimmt"

    Janne: "Another Second Chance" ist unser erstes Album, das mit diesem Line-up, also mit Iiro, Matti, Esa und mir entstanden ist. Das Ensemble und die Chemie zwischen uns beim Spielen waren ein kompletter Erfolg. Also: JA!

    Esa: Danke Dir! Ja, ich bin glücklich mit dem Ergebnis. Janne hat für die älteren Baulta Alben schon ein bisschen Studioarbeit gemacht. Das war aber seine erste Aufnahme-Erfahrung mit Baulta. Den Bass und das Schlagzeug einzuspielen, hat sich mit Janne wirklich gut angefühlt. Am Ende hatte ich das Gefühl, dass alle Songs so geworden sind, wie sie sein sollten. Unsere Reise von den ersten Demo-Ideen bis zum finalen Mastering war lang. Am Ende, die fertige LP mit dem wunderschönen Artwork und das genialen farbige Vinyl zu sehen war ein sehr emotionaler Moment.

    Anne: Hat sich die Pandemie auf Eure Aufnahmen ausgewirkt?

    Iiro: Wir hatten Glück, weil wir die Songs ja vor der Pandemie geschrieben und aufgenommen hatten. Wir hatten die Drum und Bass Spur auch schon Ende 2019 fertig aufgenommen. Obwohl die Pandemie sich natürlich auf die anderen Bereiche unseres Lebens ausgewirkt hat. Darum mussten wir zum Beispiel auch nahezu alle Gitarrenparts abends oder in der Nacht aufnehmen. Darum hat es auch insgesamt so lange gedauert. Aber es hat mir auch Chance gegeben, mich mit Tontechnik zu beschäftigen und tiefer ins Mixing einzusteigen. Die Synthesizer und das Mixing konnten wir ganz normal im Studio machen. Da hatte die Pandemie keinen Einfluss drauf.

    "Wir haben die Stücke vor der Pandemie geschrieben"

    Matti: Vielleicht kann man aus einigen der Songs einen Bezug auf die Pandemie heraushören. Aber wir haben sie geschrieben, bevor das alles losging.

    Janne: Wir können leider nur noch selten Band-Abende machen.

    Anne: Welchen Song auf der Platte mögt Ihr am liebsten und warum?

    Iiro: "Third" haben wir gemacht, als mein dritter Sohn geboren wurde. Es ist der erste Song, den ich für das Album geschrieben habe. Darum ist er mein Lieblingsstück. Es hat aber jedes Lied seinen eigenen Charakter, der es zu etwas Besonderem macht.

    Matti: "While The World Sleeps". Bei diesem Stück war es am schwierigsten, die finale Form zu finden. Das Resultat ist eine echte Belohnung.

    Janne: "While The World Sleeps". Harte Arbeit zahlt sich aus.

    "Im Song 'Third' geht es und die Geburt meines dritten Sohnes"

    Esa: Der erste Song "Third". Ich finde es wirklich bewegend, dass Iiro den Song inspiriert von der Geburt seines dritten Sohnes geschrieben hat. Ich finde, es verleiht dem Album einen starken Start und eine Storyline, die den*die Hörer*in durch alle Themen, um die sich das Album dreht, führt. Der letzte Teil des Songs mit der vielschichtigen Percussion-Struktur, dem Bass-Groove und der melodischen Progression ist einer meiner Lieblingsteile.

    Anne: Wie unterscheidet sich das Album von Euren früheren?

    Iiro: Wir hatten in den letzten Jahren Mitgliederwechsel, und ich denke, als Esa (Schlagzeug) und Janne (Bass) zur Band stießen, passierte etwas ganz Besonderes. Die Jungs haben ein Gespür dafür, was diese Songs rhythmisch brauchten und was dafür nötig ist, diese Stücke besser zu machen. Wir haben viel zusammen gespielt und die Songs auf den Kopf gestellt und uns im Studio Zeit gelassen. Es spielt eine große Rolle, dass das Schlagzeug und der Bass das Zentrum der Lieder darstellen und wir nicht zu viele Gitarrenschichten aufgenommen haben. Diese Lektion haben wir gelernt: Weniger ist mehr.

    Wir haben auch zum ersten Mal Synthies und Pianos mit unserem Mixing Engineer Tuomas Kokko aufgenommen. Das war ein lohnender Prozess. Er hat unserer Platte ihren unverwechselbaren Sound verliehen. Dieses Mal war der Mixing- und Mastering-Prozess einfacher, weil wir wussten, wie "Another Second Chance" klingen sollte. Beim letzten Mal hatten wir damit zu kämpfen, den roten Faden nicht zu verlieren.

    Baulta im Studio

    Matti: Diese Platte ist bei weitem unser am besten produziertes Album. Die Songs haben eine Menge "second chances" bekommen. Das war für das finale Resultat sehr wichtig.

    Janne: Ich habe vorher nur im Studio und bei Gigs mitgespielt, aber bei diesem Album war ich als Mitglied der Band involviert. Wir haben die Bässe und das Schlagzeug auf eine ganz neue Weise in diese Platte integriert.

    Esa: Wie bereits erwähnt, war dieses mein erstes Baulta Album. Unsere Grundidee war, den Songs mehr Platz und Raum zum Atmen zu geben als zuvor und auf starke Grooves und melodische Ideen zu setzen. Wie gesagt: Manchmal ist weniger mehr.

    Anne: Auf Eurer Bandcamp Seite schreibt Ihr "Auch die längste Nacht wird vergehen und die Sonne wieder aufgehen". Was genau meint Ihr damit?

    "Wenn man sich zu 100 Prozent auf etwas konzentriert, findet man zu sich selbst"

    BaultaBaulta

    Iiro: Als ich diese Songs geschrieben habe, war ich von der Schönheit eines neuen Lebens umgeben. Für mich war alles mehr als in Ordnung. Irgendwie habe ich mich in dieser Umgebung für einen Moment verloren. Ich fühlte nichts. Es passierte einfach zu viel gleichzeitig und es ging dabei immer um andere. Ich musste mich darum tief in dieses Projekt hineinstürzen und mich dieses Mal auf mich selbst konzentrieren. Als wir mit den Gitarrenaufnahmen angefangen haben, stellte sich heraus, dass ich tagsüber keine Zeit hatte, diese Spuren aufzunehmen. Ich entschied mich also dazu, die Gitarrenparts nachts einzuspielen.

    Ich bin dann im Schnitt dreimal pro Woche von meiner Heimatstadt Jyväskylä 180 km hin und zurück gefahren, um die Gitarrenlinien aufzunehmen. Auf dem Rückweg ging jedes Mal die Sonne auf. Das hat mir sehr geholfen. Wenn man sich zu 100 Prozent mit Herz und Verstand auf etwas konzentriert, findet man wieder zu sich selbst. Das Thema dieses Albums ist also ein sehr persönliches. Es zu machen, hat so viel in meiner Beziehung und Familie auf eine gute Art und Weise beeinflusst.

    Anne: Ihr habt 2019 auf dem DUNK!festival in 2019 ein unvergessliches Set gespielt. Werdet Ihr das Line-up dort irgendwann wieder vervollständigen?

    Iiro: Vielen Dank für Deine Worte. Es war fantastisch, dort zu spielen. Es war so eine einzigartige Erfahrung. Wir hoffen also natürlich, dass es wieder klappt! Ja! Wir waren in den letzten Jahren ja nicht so eine aktive Live-Band, aber wir haben unsere Träume und Hoffnungen für die Zukunft. Mit dem Dunk!festival ist für uns ein Traum in Erfüllung gegangen und ich würde diesen Traum gerne nochmal leben.

    Matti: Das hoffe ich auch.

    "DUNK 2019 war ein großer Meilenstein für Baulta"

    Janne: Dieser Auftritt war ein großer Meilenstein für diese Band. Hoffentlich können wir dort nach der Pandemie wieder auftreten.

    Esa: Wir hoffen es wirklich sehr. Für uns war das DUNK!festival eine unvergessliche Erfahrung. In Gedanken sind wir während dieser verrückten Zeiten immer bei der DUNK!crew.

    Anne: Ja, ich glaube, so geht es der ganzen DUNK!familie, zu der ich mich auch zähle. Ich liebe dieses Festival auch so sehr. Jedes Mal, wenn ich dort war, war einfach alles perfekt. Es ist wie in einem Parallel-Universum. Was denkt Ihr, macht es so besonders und unterscheidet es von allen anderen Festivals auf der Welt?

    Iiro: Ich glaube das DUNK!festival Team hat es geschafft, eine einzigartige Atmosphäre zu erschaffen. Das Publikum, die Bands und die Crew-Mitglieder teilen ihre Interessen und ihren Musikgeschmack und können ganz unbeschwert für ein paar Tage zusammenkommen. Es hat sich dort wie zu Hause angefühlt. Die Leute und das DUNK!team waren super nett und hilfsbereit bei allem. Es ist wie Du es gesagt hast: ein echtes Parallel-Universum.

    Post-Rock ist in Finnland kein großes Ding. Wenn Du nach Belgien kommst hast Du das Gefühl, diese Blase zu betreten. Es ist, als würde ein Traum wahr werden. Außerdem kommt natürlich die Qualität der Bands dazu und die audiovisuelle Erfahrung auf dem Festival. Im Post-Rock füllt das Visuelle den emotionalen Teil der Songs aus und hebt ihn auf ein anderes Level. Das passiert zum Beispiel auch auf der Waldbühne. Und zu guter Letzt ist es einfach toll, die anderen Bands zu treffen und sich mit ihnen zu unterhalten.

    Matti: Die Menschen!

    "Beim Post-Rock geht es um Emotionen"

    Janne: Ich denke, die Essenz der kompletten Post-Rock Szene besteht in der Übertragung von Emotionen. Du kannst das an der Atmosphäre dieser Festivals spüren.

    Esa: Ganze ehrlich: Das komplette Organisations-Team steckt eine Menge Überlegungen und Liebe in den Aufbau dieses Festivals. Man kann wirklich sehen, dass dieses Festival von Post-Liebhaber*innen für Post-Liebhaber⋆innen gemacht wird. Sie haben sich dafür entschieden, dass ihnen die Qualität wichtiger als die Quantität ist. Sie stecken viel Liebe und Leidenschaft in jedes Detail. Die DIY-Atmosphäre und die unglaubliche Herzlichkeit in diesem Genre sind sehr schön und berührend. Wenn man das mit den gleichgesinnten Festival-Gästen kombiniert ist das Ergebnis reine Magie.

    Anne: Gibt es andere Post-Rock Events, die Ihr mögt und gerne erwähnen würdet?

    Iiro: Ich habe viel Gutes über Post-Rock Events wie das Post in Paris, das ArTanGent, das AM Fest und das Vivid gehört, war aber noch nie dort. Baulta war 2016 auf dem Vivid, aber ich war damals noch nicht in der Band. Hoffentlich können wir bald alle wieder Live-Musik genießen!

    Matti: Das Vivid Festival in Norwegen!

    Janne: Unsere Erinnerungen an das Vivid Festival in Norwegen sind auch unvergesslich!

    "Wir wollen eines Tages auf dem ArcTanGent spielen"

    Esa: Vivid. Norwegen war eine wundervolle Erfahrung und ein super organisiertes Festival. Wir haben bis jetzt noch nicht auf anderen Post-Festivals gespielt aber würden gerne noch viele weitere erleben. Eines Tages auf dem ArcTanGent spielen zu können ist für uns ein großer Traum. Das Line-up dort für das Jahr 2021 ist gigantisch!

    Anne: Wie ist es für Euch mit DUNK!records and A Thousand Arms zu arbeiten?

    Iiro: Die Zusammenarbeit mit diesen beiden Labels ist alles auf einmal: Einfach, erfüllend, und befriedigend. Alles hat so gut funktioniert und alle Leute haben mit viel Liebe und Know-how gearbeitet. Sie haben Bands dabei unterstützt, größer und besser zu werden und ihre Ziele zu erreichen. Es war wirklich ein langer Prozess von unseren Anfängen bis zur Zusammenarbeit mit DUNK!records und A Thousand Arms. Dennoch hat es sich natürlich angefühlt. Ich für meinen Teil könnte nicht glücklicher sein. Wir sind stolz, Teil dieser Labels zu sein.

    Matti: Ja!

    Janne: Eine tolle Community. Ich liebe es!

    Esa: Ja, sehr sogar.

    "Die finnische Natur kann sehr inspirierend sein"

    Anne: In Finnland hat düstere und harte Musik eine lange Tradition. Ich kann mir das als eine sehr kreative Umgebung vorstellen. Wie ein Schmelztiegel – Jede⋆r scheint etwas mit der Musikszene zu tun zu haben. Es hat sich auch ein bisschen so angefühlt, als ich das letzte Mal in Finnland war. Wie war es dort aufzuwachsen? Als Individuen und als Band?

    Iiro: Das Zentrum von Finnland, wo ich lebe, ist nicht besonders exotisch. Aber für mich spielen die Jahreszeiten und die Natur eine große Rolle. Wenn Du das ganze Spektrum der finnischen Natur erlebt hast, weißt Du, dass die Atmosphäre sich dort übers Jahr immer wieder stark verändert. Die Jahreszeiten können die Menschen depressiv oder extrem glücklich machen. Man muss nur daran denken, dass die Leute in Lappland die Sonne den ganzen Winter über nicht sehen und im Sommer geht sie gar nicht unter. Für mich ist der beste Teil Finnlands die Seen, Wälder und Sommerhäuser. Das ist unser Ding. Es ist ein friedlicher Ort zum Aufwachsen und um herauszufinden, was man mit seinem Leben machen möchte.

    Matti: Der kalte, verregnete und dunkle Herbst könnte ein bisschen kürzer sein, aber vielleicht ist das ein guter Grund, sich eine Gitarre zu schnappen und zu schauen, was man damit so anstellen kann.

    "In Finnland kommt man gut an Proberäume"

    Janne: Bei finnischen Metal geht es auch viel um die Übermittlung von Emotionen – genau wie im Post-Rock. Der Grund für die starke Verbreitung von Metal in Finnland liegt in der Düsternis der Menschen. Musik war und ist eine wichtige Ausdrucksform, besonders auch für unsere Generation.

    Esa: Ich hatte eine sehr sichere und gute Kindheit in einer Kleinstadt. Vor allem in den meisten kleineren Städten ist es recht einfach und erschwinglich, Proberäume zu finden, um sein Instrument zu spielen und als Band zu experimentieren. Weil es ein kleines Land ist, ist die Musikszene recht klein, aber dennoch sehr vielfältig. Die Finnen sind ja für ihre Metal-Bands und ihre klassische Musikwelt bekannt.

    Anne: Hattet Ihr andere Projekte, bevor Ihr Baulta gegründet habt?

    Iiro: Nein, Baulta ist meine erste richtige Band.

    Matti: Es gab ein paar andere Band, in die ich involviert war, aber mit Iiro teile ich die längste und intensivste musikalische Phase.

    Janne: Ja, ich habe in vielen unterschiedlichen Bands gespielt. Allerdings ist Baulta die erste Post-Rock-Band, in der ich spiele. Die Post-Rock Szene in Finnland ist sehr klein. Es ist also ziemlich klasse, hier eine Basis für diese großartige Musik zu erschaffen.

    Esa: Ja und ich spiele im Moment noch in zwei anderen aktiven Projekten. Eines davon ist so ein finnisches Indie-Pop/Rock-Ding. Das andere ein ziemlich lustiges DJ+Drums Party-Projekt namens Rex Jam.

    Anne: Jede⋆r hat diese Bands, die nie aufhören ihn⋆sie zu inspirieren. Welche sind das für Euch?

    "Mogwai und Sigur Rós sind wichtig für mich"

    BaultaBaulta

    Iiro: Ich liebe Post-Rock, instrumentale, progressive Musik und Ambient-Zeug – rundherum. Den ersten echten Aha-Moment in Sachen Post-Rock hatte ich, als ich The Verve und das alte Zeug von ihnen entdeckt habe. Nick McCabes Gitarrenspiel mit verzögerten Gitarren und üppigen Hall-Sounds – das war sofort mein Ding. Dann kamen Radiohead und danach entdeckte ich Sigur Rós und Mogwai. Das war in den 1990er Jahren.

    In den Anfangsjahren von Baulta haben wir viel Oceansize gehört. In den letzten Jahren höre und entdecke ich immer wieder tolle neue Musik und Bands in diesem Genre. Meniscus, Tangled Thoughts of Leaving, Spoiwo, Bruit, Silent Whale Becomes a Dream, Jakob, 65daysofstatic, Tides of Man, Caspian und so weiter. Sie haben dieses Genre mit ihrer Fähigkeit, die Grenzen zu sprengen und einen einzigartigen Sound und Melodien mit großartiger Produktion zu kreieren, auf ein neues Level gehoben.

    Matti: Ich spiele in einer Post-Rock-Band, aber ich höre eigentlich nicht so viel Post-Rock. Für mich war Mogwai immer die größte Band in der Szene. Es wird immer einen besonderen Platz für die Beatles in meiner Playlist geben, die für mich die wichtigste Band sind. Mein Vater hat früher in dieser Coverband von The Shadows gespielt, und ich denke, von dort kommen die frühesten Einflüsse, die mich vielleicht zum Post-Rock geführt haben. Aber alles in allem ist mein Musikinteresse ziemlich breit gefächert. Ich höre viel Bad Bunny und Stromae. Wenn man sich so weit von der Post-Rock-Szene entfernt, bekommt man vielleicht Ideen, die irgendwie zu unserer Musik passen könnten. Das Ergebnis könnte wirklich einzigartig und interessant sein.

    "Leprous faszinieren mich als Band"

    Janne: Oh, es gibt so viele. Im Moment fasziniert mich Leprous ziemlich.

    Esa: Wow, das ist eine knifflige Frage. Ich höre viele verschiedene Arten von Musik und versuche, so Genre-neutral wie möglich zu sein. Meine Playlist enthält alles von aggressivem Hardcore und Thrash Metal bis hin zu finnischen Country-Balladen aus den 60er Jahren. Mit Janne teile ich die Liebe zu Leprous. Sie waren auf jeden Fall ein massiver Einfluss, wenn es um die aggressiveren und komplexeren Grooves geht, mit denen wir jongliert haben. Ich finde Anderson Paak ist einer der inspirierendsten Künstler unserer Zeit. Und wenn wir über die Post-Szene sprechen, habe ich bei den Aufnahmen zu "Another Second Chance" viel Astrosaur, Tides of Man und Old Solar gehört. Das Album "( )" von Sigur Rós ist eines meiner absoluten Lieblingsalben.

    Anne: Was plant Ihr als Nächstes?

    "Wir arbeiten im Moment an neuen Songs"

    Iiro: Wir haben schon wieder angefangen, neue Songs zu schreiben, also dauert es hoffentlich keine sieben Jahre, bis das nächste Album fertig ist. Ich brauche immer Zeit, um Inspiration zu finden und neue Dinge für das nächste Album einzustudieren. Ich liebe es, mit meinen Bandkolleg⋆innen zusammenzuspielen, also warte ich darauf, dass wir so schnell wie möglich wieder zusammenkommen können. Wenn es eine Chance für uns gibt, live zu spielen, werden wir sie auf jeden Fall nutzen.

    Matti: Mich gegen COVID impfen zu lassen.

    Janne: Neue Musik und ein noch besserer Groove.

    Esa: Neue Musik machen, in unserem Proberaum jammen und uns selbst herausfordern. Es besser als je zuvor zu machen. Hoffentlich viel Live-Gig-Action, wenn es eines Tages wieder möglich ist.

    Meine Review zum aktuellen Baulta Album "Another Second Chance" könnt Ihr hier lesen.

    Baulta – "Third"

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