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    Ox en Mayo alto

    "Los famosos días de la fiebre"

    Review von Anne
    29.09.2020 — Lesezeit: 3 min
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    Ox en Mayo alto

    Heute möchte ich Euch gerne von einer Neuentdeckung erzählen, die mich seit ein paar Tagen schwer beschäftigt: Die Post-Rock/Post-Hardcore/Mathcore Band Ox en Mayo alto aus dem argentinischen Córdoba.

    Erst vor Kurzem erreichte mich die Nachricht über die Veröffentlichung ihres ersten Sound-Materials. Es handelt sich dabei um eine Video-EP mit dem Titel "Los famosos días de la fiebre".

    Die Band ist bisher noch nicht bei einem Plattenlabel untergekommen, sollte aber, wenn es so weitergeht, sicher bald unter Dach und Fach sein. Was die Truppe musikalisch drauf hat, wird sicher bald viel Beachtung finden.

    Ein spannender Auftakt von Ox en Mayo alto

    Ox en Mayo alto

    Wer sich jetzt fragt, wer hinter der genialen neuen Combo steckt, kann leider nur rätseln. Die Musiker*innen möchten ihre Identitäten geheim halten. Sie verstecken ihre Gesichter hinter Masken: einem Fuchs, einem Hirsch und einem Fisch.

    Jedes Bandmitglied spielt eine bestimmte Rolle innerhalb einer Fantasiewelt, von der auch die Songtexte sowie die Videos handeln.

    Mit ihrer EP möchten die Künstler*innen über den Abriss und Wiederaufbau einer fiktiven Welt erzählen. Dafür nutzen sie Analogien wie die berühmte Rede von Robert Oppenheimer nach dem Abwurf der Atombombe über Hiroshima sowie ein Fragment des Films "The VVitch" von Robert Eggers.

    Analogien und Mythen

    Ich möchte Euch hiermit wärmstens empfehlen, nicht nur die Musik von Ox en Mayo alto zu konsumieren, sondern Euch auch die Videos dazu zu Gemüte zu führen. Sie sind nicht nur hochkreativ, sondern obendrein auch noch ziemlich spannend.

    Auf Youtube könnt Ihr alle drei Stücke der EP "Los famosos días de la fiebre" (Spanisch: "Die berühmten Tage des Fiebers") hintereinander sehen. Die gesamte Spielzeit beträgt sechs Minuten.

    Los geht es mit "Las Armas del Planeta Venus" (Spanisch: "Die Waffen des Planeten Venus"). Die Maskierten wirbeln durch den Wald. Eine Mischung aus Tanz und Lauf. Sind sie auf der Flucht oder verfolgen sie jemanden?

    Post-Rock Theater

    Ox en Mayo alto

    Die Musik trägt das Theaterstück. Der gesprochene Text fügt sich perfekt zwischen die düsteren und luftigen Elemente des Stücks. Die für dieses Musik-Genre üblichen Wellen treiben den Sound-Ozean mühelos voran. Traumsequenzen flackern über den Bildschirm. Eine kurze Rast im Wald. Schüchtern über Wurzeln gebeugt verharren die Gestalten. Eine von ihnen scheint zu lesen.

    Der Übergang zum verspielt beginnenden Stück "Moi, Pierre Rivière, ayant érgorgé ma mére, ma sœr et mon frère" (Französisch: "Ich, Pierre Rivière, habe meine Mutter, meine Schwester und meinen Bruder abgeschlachtet") ist perfekt. Die Geschichte auf dem Bildschirm geht weiter wie der zweite Teil einer Fernsehserie. Eine Person rennt durch den Sommerwald. Eine tanzende Silhouette hinter einem Vorhang. Ein plätschernder Bach. Feminine Maskierte in weißen Kleidern. Eine sanfte Streicheleinheit – visuell und für die Ohren.

    Gruselig und verspielt

    In Summe ist "Moi, Pierre Rivière, ayant érgorgé ma mére, ma sœr et mon frère" nicht nur ein Zwischenspiel für den letzten Teil. Das Stück baut mit seinem genialen Klangbad aus verzerrten Gitarren und virtuosen Drums eine geradezu spürbare Spannung auf. Insekten am Wasser sitzen in der Dämmerung.

    Der dritte Teil der EP trägt den Namen "And thou shalt make an altar to burn incense upon" (Englisch: "Und Du sollst einen Altar bauen, auf dem man Weihrauch verbrennen kann"). Er beginnt mystisch-gruselig. Wispernde Worte, ein Auftakt und was folgt? Perfekt ausgefeilter Post-Rock mit beeindruckend musikalischen Kapriolen und der Wunsch nach mehr. Abspann. Regie: Camila Kutscher.

    Insgesamt erinnert mich die Musik an einige Favoriten in meinem Plattenschrank. Als Erstes fallen mir da Mars Volta ein. Man kann die Einflüsse, auch im Shoegaze der 1990er und im Post-Rock der frühen 2000er hören. Dennoch machen Ox en Mayo alto etwas ganz Eigenes. Beim Stichwort argentinischer Post-Rock fällt mir die Band Hagia Dos Veranos wieder ein. Etwas von ihrer Verspieltheit haben auch Ox en Mayo Alto. Hinzu kommt allerdings noch eine große Brise Düsternis und ein spannender Twist in Richtung experimentelles Austoben, das wir zum Beispiel von Gruppen wie Fly Pan Am kennen. Wisst Ihr, was ich meine?

    Ich will mehr

    Was bleibt ist der Gedanke: Ich muss diese Band näher kennenlernen. Der grandiose Teaser "Los famoses das de la fiebre" hat mich sehr neugierig gemacht.

    Ox en Mayo alto planen in rund einem Monat ihre nächste EP zu veröffentlichen. Ich bin schon sehr gespannt und werde Euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.

    Ox en Mayo Alto - "Los famosos días de la fiebre"

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