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    Exklusive Playlist von Of the Vine

    "Diese Musik hat uns geprägt"

    Beitrag von Anne
    10.07.2020 — Lesezeit: 6 min
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    Exklusive Playlist von Of the Vine

    Kein Geringerer als Of the Vine Gitarrist Samuel Laubscher hat eine Playlist für meinen Blog zusammengestellt. Es ist mir eine große Ehre, sie Euch heute präsentieren zu dürfen.

    Vor ein paar Wochen lernte ich Sam bei unserem Interview kennen. Unser Gespräch und meine Fragen nach seinen musikalischen Wurzeln und seinen Lieblingsbands inspirierten ihn dazu, eine Playlist mit Songs zusammenzustellen, die ihm und seiner Band viel bedeuten.

    Die Künstler*innen sind von ihm und von Of the Vine hochgeschätzt. Ihre Kunst begleitet ihn täglich. Auch, wenn er selbst gerade an neuen Songs schreibt.

    Das Wort hat ab jetzt Sam. Hier sind für Euch exklusiv 13 Songs aus seiner Plattenkiste:

    The Twilight Sad - "Reflection Of The Television" vom Album "Forget The Night Ahead"

    The Twilight Sad sind wahrscheinlich mit die Künstler, die mich von allen am längsten begleiten. Ich habe gesehen, wie sie 2010 als Vorband von Mono gespielt haben und sie haben mich echt umgehauen. Die Gitarren sind erfrischend laut und dann sind da diese Cosmic Music Style Drums. Ich liebe auch den Gesang von James. In der Regel versuchen Sänger*innen ja gerne, ihren Akzent zu verstecken aber er lebt sein kerniges Schottisch voll aus.

    Emma Ruth Rundle - "Protection" vom Album "Marked For Death"

    Ich hatte schon früher Musik von ihr gehört, aber als ich sie auf dem DUNK! USA 2017 spielen sah, wurde ich zum eingefleischten Fan. Die Mischung aus verzerrten Bariton-Gitarren und Gesang mit diesem leichten Country-Twang sind einfach genial. Ganz zu schweigen davon, dass dieses Konzerte eine der gefühlvollsten Darbietungen war, die ich seit langer Zeit gesehen hatte. Sie hat mich mit ihrer Musik einfach auf der ganzen Linie überzeugt. Ich liebe es, wie schwer er wird, während dieser Appalachian-Sound immer am Boden bleibt.

    Explosions In The Sky - "The Moon Is Down" vom Album "Those Who Tell The Truth Shall Die, Those Who Tell The Truth Shall Live Forever"

    Mit diesem Album kam ich zum ersten Mal mit instrumentaler Rockmusik in Kontakt. Das war im Jahr 2004. Ich konnte damals nicht glauben, wie sehr mich diese Musik bewegt. Wie Musik ohne Gesang mich tiefer treffen konnte, als welche mit Gesang, hat mich regelrecht schockiert. Ich frage mich noch heute immer wieder, ob das daran liegt, dass sie es uns erlaubt, unsere persönlichen Geschichten nutzen können. Statt uns sagen zu lassen, was wir fühlen sollen. Das ist sehr introspektiv. Diese Platte (und auch "The Earth Is Not A Cold Dead Place") hat die Art und Weise, wie ich Musik höre, verändert. Ich wusste, dass ich "das" machen wollte.

    "The Moon Is Down" ist wahrscheinlich der Song, den ich am häufigsten gehört habe. Seine erzählerische Abfolge ist unglaublich. Sie lassen das alles so einfach klingen, dabei ist es eigentlich ziemlich komplex strukturiert. Es lässt Teile ohne wahrnehmbare Übergänge zurück und ruft Motive wieder zurück. Es hat mich komplett umgehauen und das tut es nach wie vor. Würde es dieses Album nicht geben, hätte ich mich vielleicht nicht mit dieser Art von Musik beschäftigt, die wir machen. Vielleicht würde ich tatsächlich immer noch einfach so Musik hören.

    Phoebe Bridgers - "Smoke Signals" vom Album "Stranger In the Alps"

    Ihre Lyrics... Ich kann nicht mal ansatzweise verstehen, wie ihr Gehirn funktioniert. Einige ihrer Assoziationen und Anekdoten entziehen sich der natürlichen Denkweise (Ich bin zwar ganz bestimmt kein Texter, aber egal). Dieses Album hat einen besonderen Platz in meinem Herzen eingenommen. Während einer schwierigen Zeit in meinem Leben würde ich mich ins Bett legen und diese Platte hören. Die Sanftheit ihrer Stimme und die einfache aber durchdachte Instrumentierung bringen etwas Einzigartiges hervor. Ich höre nicht viel Folk, aber dieses Werk hat mich in der Seele getroffen.

    Sumac - "Thorn In The Lion's Paw" vom Album "The Deal"

    Eine Kollaboration von Aaron Turner von Isis, Nick Yacyshyn von Baptists und Brian Cook von Russian Circles. Wie geschaffen dazu, zermalmende Töne zu kreieren. Ausgestattet mit präzisen und höllisch schweren Drums. Einige der Komplexitäten, die Nick so einfach klingen lässt, verblüffen mich sehr. Ich habe das Gefühl, dass dieser Song für Einsteiger*innen eine gute Einführung in die musikalische Welt von Sumac sein könnte.

    Ben Frost - "Theory Of Machines" vom Album "Theory Of Machines"

    Anschwellendes Klavier-Tremolo und wachsende Verzerrung. Auf dieses Stück bin ich 2008 gestoßen, als ich mir einen Tanzfilm mit dem Titel "Mortal Engine" des Studios Chunky Move angesehen habe. Seit dem verfolge ich die Musik von Ben Frost. Ich liebe seine Experimente und den Einsatz extremer akustischer Lautstärke. Musik, die dazu gemacht ist, die Stereoanlage beim Hören explodieren zu lassen. Sein Auftritt war mit der lauteste, den ich jemals erlebt habe. Ich konnte es kaum glauben.

    Unwed sailor - "The Floating Waltz" vom Album "The Marionette & The Music Box"

    Ich habe Unwed Sailor auf ihrer "The Marionette & The Music Box" Tour live erlebt. Ich glaube, das war 2004. Ihre Musik war damals ein weiterer großer Einfluss auf mich. Und ist es immer noch. Diese komplexen aber nicht prätentiösen Basslinien und die Drum-Begleitung. Vor allem diese Platte hat mich in Konzeptalben ohne Gesang eingeführt. Sie ist wie ein Soundtrack zu einem Film, den es nicht gibt. Auch ihre "Firecracker" EP ist absolut brilliant. Sie sind vermutlich eine der am meisten unterschätzten Post-Rock-Bands.

    Early Day Miners - "In These Hills - 20th Anniversary Edition" vom Album "Placer Found" (20th Anniversary Edition)

    Ich habe durch ein gemeinsames Projekt mit Unwed Sailor von Early Day Miners erfahren. Ich liebe ihren gekonnten Einsatz von Wiederholungen und langsamen Builds. Das Album kann ich wirklich wärmstens empfehlen. Gerade ist eine Neupressung davon zum 20. Jahrestag erschienen. Was ich an der Band wirklich schätze, ist das Zusammenspiel aus geflüsterten Vocals und akustischen und elektrischen Gitarren. Sie lassen sich Zeit.

    Stars Of The Lid - "Don't Bother They're Here" vom Album "And Their Refinement Of The Decline"

    Ich bin etwas verspätet auf den Zug von Stars Of The Lid aufgesprungen aber ich bin froh, dass ich diese Band gefunden habe. Stars Of The Lid sind eine der Bands, die meine Einstellung zur Musik so nachhaltig verändert haben. Es ist eine seltsame und fast schon surreale Geschichte, aber ich wurde ihnen von Carlos Torres empfohlen (Ex Explosions In The Sky, er unterstützte meine Musik damals sehr, nachdem ich ihm 2006 eine unserer ersten Demo-Aufnahmen überreicht hatte).

    Es war zum Ende meiner Teenagerzeit. Das Ambient-Genre hatte ich damals noch nicht ganz verstanden. Als ich aber in meinen Zwanzigern wieder damit ihn Kontakt kam, löste es einen weiteren Wandel meines Musikgeschmacks aus. Ich begann, mich nach Künstler⋆innen umzusehen, die das Gleiche mit ähnlichen Ansätzen taten und Ambient Musik absorbierten. Es führte sogar dazu, dass ich das Blog-gewordene Label Merigold Independent gründete. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass Musik einen Menschen verändern kann. Genau wie Menschen, die freundlich zu einem sind.

    Mogwai - "Thank You Space Expert" vom Album "The Hawk Is Howling"

    Das hier wäre kein Blogpost über Post-Rock, wenn ich Mogwai nicht erwähnen würde. Sie haben das von Anfang an getan und mit jedem neuen Album liefern sie wieder ab. Einige der lautesten Konzerte, die ich besucht habe, waren Mogwai Shows. Vor allem diese Platte spricht mich sehr an. Ich liebe die Drone-Gitarren in Kombination mit den langsamen Klavierpassagen sehr. Ich habe sie leider nie kennengelernt aber sie scheinen auch superentspannte Menschen zu sein.

    Arvo Pärt - "Cantus in Memoriam Benjamin Britten" vom Album "Part, A: Berliner Messe / Fratres / Collage Uber B-A-C-H / Summa / Cantus In Memoriam Benjamin Britten"

    Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass es etwas Emotionaleres und Herzzerreißenderes geben kann, als dieses Stück. Für die logischer denkenden unter uns, kann ich sehr die Lektüre des  Wikipedia Eintrags über "Cantus In Memoriam Benjamin Britten"  empfehlen, um mehr über diese Bewegung und seinen Tintinnabuli Style zu erfahren.

    Rafael Anton Irrisari - "Watching As She Reels" vom Album "Hopes And Past Desires"

    Zu diesem Song habe ich viele Male geweint (lacht). Ich bin mit diesem Album in Dauerschleife auf den Ohren im Wald spazieren. Einfache Klavierlinien und eine entspannten Cello-Führung. Ich habe das Gefühl, dass viele der Musiker in diesem Genre versuchen, Layer über Layer zu legen. Aber um Brian Eno zu zitieren:

    "Es braucht so wenig Klang, um etwas wie Musik zu erkennen. So etwas Einfaches, wie das Läuten einer Glocke.

    Ich versuche, mir das Stück ins Gedächtnis zu rufen, während ich das hier schreibe. Rafael ist ein Gott. Er macht minimalistische Musik mit Bedeutung.

    Sea Oleena - "Shallow" vom Album "Shallow"

    Sea Oleena ist ein passender Name für dieses Projekt. Diese Musik bringt so viel Frieden mit. Man kann einfach nur dasitzen und dieses Gefühl in sich aufnehmen - als würde der Ozean über einen hinwegspülen. Ich bin nicht ganz sicher, ob sie immer noch Musik macht. Das hier war ihr letztes Album. Sie hat es 2014 veröffentlicht. Ich glaube, aus dieser Zusammenarbeit sind danach nur noch ein oder zwei Songs erschienen. Ich hoffe wirklich, dass sie weiter Stücke veröffentlicht. Wir alle können diese Ruhe im Moment mehr denn je gebrauchen.

    In unserem Interview habe ich mit Sam über das aktuelle Of the Vine Album "East The Water" und die Entwicklung und Pläne von Of the Vine gesprochen. Ihr könnt es hier lesen.

    Sams Playlist bei Spotify

    spotify

    Of the Vine – "An Event Of Moon Disaster"

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