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    Singer-Songwriter Vinny Peculiar im Interview

    "Die Menschen sind frustriert und wütend"

    Interview von Anne
    23.09.2019 — Lesezeit: 4 min
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    Singer-Songwriter Vinny Peculiar im Interview

    Ich habe mich mit Singer-Songwriter Vinny Peculiar über sein neues Album "While You Still Can" unterhalten, das bald erscheinen wird.

    Vor Kurzem habe ich Euch hier im Blog die beiden neuen Videos von Singer-Songwriter Vinny Peculiar vorgestellt. Jetzt habe ich mich mit ihm zum Interview verabredet. Wir haben über sein neues Album, die politische Lage in England und seine Pläne geredet.

    Anne: Hallo Vinny! Danke, dass Du Dir die Zeit für das Interview nimmst. Herzlichen Glückwunsch zum neuen Album. Bist Du zufrieden damit?

    Vinny: Hallo Anne! Schön, Dich zu treffen! Insgesamt bin ich sehr glücklich mit meinem zwölften Album, ja! Es gibt vielleicht die ein oder andere Stelle, an der der Gitarrensound nicht so klingt, wie es geplant war. Ich bin mir aber sicher, das das Ergebnis genau so ist, wie es sein sollte. Wenn man viel Zeit mit dem Feintuning verbringt und die eigene Musik wieder und wieder anhört, neigt man gerne dazu, sie zu sehr zu analysieren. Ich bin mir sicher, dass die Platte in sich selbst hineinwachsen wird.

    "Ich mag meine Gitarrensoli in "'Pop Music For Ugly People'"

    vinny-peculiar-on-stage

    Anne: Welches Stück gefällt Dir am besten?

    Vinny: Ich mag unterschiedliche Parts verschiedener Songs. Meine Gitarrensoli in "Pop Music For Ugly People" kann ich gut leiden. Das ist ein Stil, dem ich mich sonst nicht bedienen würde. Außerdem mag ich die Einfachheit und das Gefühl, dass der Song "Question Time" rüberbringt. Das kann sich im Laufe der Zeit aber alles noch mal ändern. So ist das häufig bei Lieblingssongs. Anne: Wodurch unterscheidet sich "While You Still Can" von Deinen bisherigen 12 Alben?

    Vinny: Eigentlich unterscheidet es sich nur in wenigen Punkten von seinen Vorgängern. Die Drums sind lauter und ich habe meiner Liebe zu Hard Rock Sounds der 1970er Jahre ein bisschen mehr nachgegeben. Für mich ist es nach wie vor eine Song-getriebene Platte - nur, dass der musikalische Muskel etwas härter ist. Was die Lyrics betrifft, ist es sehr stark vom Hier und Jetzt beeinflusst. Die Songs handeln nicht vom Jahr 1972, wie das bei anderen Alben der Fall war. Obwohl, auf einen Song trifft es doch wieder zu. Anne : Was hat Dich bei den Aufnahmen für das neue Album am meisten motiviert?

    Vinny: Ich habe mir gewünscht, dass dieses Album mehr nach Band klingt. Es sollte eine härtere Dynamik bekommen. Darum habe ich mit der ehemaligen Parlour Flames Rhythmusgruppe, bestehend aus Che Beresford (Black Grape) am Schlagzeug und Ollie Collings (Badly Drawn Boy, Cherry Ghost) am Bass mit Rob Steadman (Keys) zusammengearbeitet. Die Platte wurde in den britischen Midlands aufgenommen und ich wollte unbedingt, dass sich das Metal Erbe dieser Region ein bisschen darin widerspiegelt - natürlich ist es trotzdem kein Metal Album geworden (lacht).

    "Heutzutage wird mehr geschrien, als zugehört"

    Anne: Aus Deinen Songs hört man raus, dass die momentane Weltlage Dich nachdenklich stimmt. Was würdest Du Politikern am liebsten mal sagen?

    Vinny: Ich bin mir sicher, dass auch Dir bewusst ist, dass in Großbritannien gerade eine kernschmelzenartige Stimmung herrscht. Der Politikzirkus war niemals zuvor so unruhig. Die Menschen sind frustriert und wütend. Familien zerstreiten sich über der Brexit-Frage. Hinzu kommt, dass sich, genau, wie in vielen anderen europäischen Ländern ein böses, rechts-nationales Element breit macht, dass scheinbar schnelle Lösungen anbietet. Es verbreitet Panik vor Emigranten und verkauft ein verzerrtes Gefühl von nationalem Anspruch. Es wird heutzutage leider viel mehr geschrien, als zugehört. Das müssen wir ändern. Wir müssen eine Art Gleichgewicht finden. In England kommt hinzu, dass wir einen Premierminister haben, der nicht davor zurückschrickt, Gesetze zu brechen. Er ist entschlossen, die EU ohne Abkommen zu verlassen. Ich persönlich habe dafür gestimmt, dass wir in der EU bleiben und unterstütze auch ein zweites Referendum.

    Anne: Du hast schon mit Leuten wie Bill Drummond, Luke Haines und Bonehead von Oasis Musik gemacht. Welche Zusammenarbeit hat am meisten Spaß gemacht?

    Vinny: Mit Bill habe ich keine Musik gemacht. Wir sind uns als Künstler auf einem Festival in Belfast begegnet (lacht). Ich habe ihn dann bei seinem Suppenküchen-Projekt unterstützt. Er hat Suppe gemacht und ich habe mich mit den Leuten unterhalten. Luke Haines spielt auf einem meiner Tracks Gitarre und wir sind vor einiger Zeit zusammen auf Tour gewesen. Er ist einer meiner Lieblingsmusiker. Mit Bonehead habe ich 2012 Parlour Flames gegründet. Wir haben gemeinsam ein Album veröffentlicht. Es war eine ordentliche Platte und ein großartiger kreativer Prozess. In Bezug auf den Arbeitsumfang und das anschließende Ergebnis ist Parlour Flames definitiv mein Lieblingsprojekt.

    Anne: Du kommst ursprünglich aus Worcestershire. Gibt es etwas, das Dir an der Stadt besonders gut gefällt?

    "Ich gehe gerne in Worcester am Fluss spazieren"

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    Vinny: Ich bin 2015 nach vielen Jahren in Manchester und Liverpool nach Worcestershire zurückgekehrt. Viele meiner musikalischen Verbindungen liegen nach wie vor im Norden. Ich gehe gerne in Worcester am Fluss entlang. Es ist eine sehr ruhige Stadt mit einer lebendigen Musikszene.

    Anne: Auf Deiner Seite steht, dass Du auch Workshops gibst. Worum geht es dabei? Ich stelle mir das wie eine wunderbare große Jam Session vor.

    Vinny: In der Tat! Das ist tatsächlich mehr oder weniger genau das, was passiert. Die Workshops finden üblicherweise mit jungen Leuten statt. Manche von ihnen haben mit psychischen Problemen zu tun. Wir unterhalten uns darüber, sie schreiben Songs und spielen sie in einem Live-Gig-Setting. Das Schreiben und Performen sorgt für echte Kraft und ein Erfolgserlebnis, das viele Jugendliche dringend nötig haben. Es kann das Selbstvertrauen, die Kreativität und die psychische Gesundheit nachhaltig verbessern.

    "Ich gebe mein Bestes, um bald wieder in Deutschland aufzutreten!"

    Anne: Ich habe im Internet gelesen, dass Du ziemlich auf die Cohen Brothers stehst. Möchtest Du mir Deinen Lieblingsfilm verraten?

    Vinny: Eine ganze Zeit lang war es "Blood Simple". Aber "No Country For Old Men" ist auch so wahnsinnig gut. Die ganze Geschichte wird von der guten Tat eines einzelnen Typen ausgemacht. Die psychopathische Grausamkeit der Hauptfigur und des anständigen Sherriffs, der verzweifelt ersucht, in einer schlecht gewordenen Welt Gutes zu tun. Ich liebe seine Figur. "Fargo" ist auch ziemlich gut. (Lacht) ach, sie sind einfach alle klasse!

    Anne: Das Album ist fertig und erscheint am 28. Oktober. Wird es als Nächstes eine Tour geben? Kommst Du auch in Deutschland vorbei? Vinny: Ich habe seit 2009 nicht mehr in Deutschland gespielt, eine Reise zu Euch ist also auf alle Fälle überfällig! Ich werde mein Bestes tun, um es möglich zu machen!

    Anne: Vielen Dank für das Interview! Viel Erfolg mit dem Album!

    Vinny: Danke Dir, liebe Anne, dass ich mit Dir plaudern durfte und dass Du mich mit meinem neuen Album unterstützt!

    Das neue Vinny Peculiar Album "While You Still Can" wird am 28. Oktober erscheinen. Bis jetzt sind mit "Pop Music For Ugly People" und "Vote For Me" bereits zwei Vorauskopplungen erschienen. Ihr könnt die Videos hier im Blog anschauen.

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    Fotos: Vinny Peculiar

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