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    Lightning Sharks

    "Bolsonaro ins Gesicht schreien"

    Interview von Anne
    24.09.2020 — Lesezeit: 4 min
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    Lightning Sharks

    Die Post-Hardcore Newcomer von Lightning Sharks aus Bristol sollten es beim diesjährigen ArcTanGent Festival so richtig krachen lassen. Weil das durch Corona leider nicht klappte, verlegten sie das Konzert kurzerhand in ihren Proberaum und teilten das Ereignis mit der ganzen Welt. Ich habe die kreative Combo jetzt zum Interview eingeladen.

    Anne: Hi! Danke, dass Ihr Euch die Zeit für das Interview nehmt! Wie geht es Euch heute?

    Sam: Hi, Anne! Uns geht es gut! Danke für das Gespräch!

    Anne: Durch Corona wurdet Ihr dazu gezwungen, Euren Auftritt beim ArcTanGent Festival zu verschieben. Um Euren Fans etwas zu bieten, habt Ihr Euch dazu entschieden, das Konzert im Proberaum zu spielen und den Livestream online zu übertragen. Danke dafür! Es war schön, Euch spielen zu sehen! Habt Ihr noch weitere Ideen, die Euch dabei helfen, mit der derzeitigen Situation umzugehen und Euch die Zeit zu vertreiben, bis endlich alles wieder zum Laufen kommt?

    "Wir sind stolz, Teil des ArcTanGent Festivals zu sein"

    Lightning Sharks

    Sam: Danke! Wir sind solche großen Fans des ArcTanGent Festivals. Es ist uns eine große Ehre, Teil dieses großartigen Events sein zu dürfen. Das Festival ist für Nischenbands wie uns eine großartige Möglichkeit, ein Publikum aus Gleichgesinnten zu erreichen. Es gibt dort ein echtes Gemeinschaftsgefühl.

    Wie vertreibe ich mir die Zeit? Tja nun. Ich arbeite normalerweise als Sound-Ingenieur. Leider wurden alle angekündigten Konzerte für die nächste Zeit abgesagt, also habe ich sehr viel Zeit zur Verfügung.

    Ich beschäftige mich mit Schreiben und unser Gitarrist Andy interessiert sich brennend für Skateboarding, also verbringt er ziemlich viel Zeit auf seinem Board. Als der Lockdown zu Beginn des Sommers gelockert wurde, haben wir auch angefangen, uns wieder im Proberaum zu treffen. Wir wollten wieder zusammen Musik machen, sobald es möglich war. Als Band feuern wir also im Moment aus allen Rohren.

    Provokativ und laut

    Anne: Ich habe ein Gerücht gehört, dass Ihr 2021 das ArcTanGent Festival eröffnen werdet. Stimmt das?

    Sam: Das Line-up für das ArcTanGent 2021 wurde bis jetzt noch nicht offiziell verkündet – im Moment kann ich also nur sagen: abwarten und schauen, was passiert!

    Anne: Ihr bezeichnet Euch selbst als "provokative, schreckliche Noisecore Band". Wolltet Ihr schon immer richtig laute und verrückte Musik machen?

    Pete: Lightning Sharks wurde aus unserer gemeinsamen Vorliebe für den Noisecore und Post-Hardcore der späten 1990er Jahre heraus geboren. Das Resultat ist, dass schon immer dieses Element aus "gutem natürlichem Chaos" in unserem Sound steckt. Wir kombinieren das Durcheilen der mit Melodien und leben unsere Kontraste.

    "Ich war schon immer besessen von extremer Musik"

    Sam: Ich war einfach schon immer von extremer Musik besessen. Eine der ersten Platten, die ich mir jemals von meinem eigenen Geld gekauft habe, war "Enemy Of The Music Business" von Napalm Death. Ich war damals 14 Jahre alt. Ich finde Zug, das

    I've pretty much always had an obsession with extreme music. One of the first records I ever bought with my own money was "Enemy of the Music Business" by Napalm Death, when I was 14 years old. Zeug, das unharmonisch, chaotisch und hart klingt, sind für mich extrem hörbar, für meine Ohren ist es im Grunde genommen Popmusik.

    Anne: Ich glaube, wir haben da etwas gemeinsam. Welche Bands hatten den größten Einfluss auf Eure Musik?

    "Der Post-Hardcore der späten 1990er hat uns beeinflusst"

    Lightning Sharks

    Sam: Die späten 1990er Jahre mit ihrem Noisecore Sound haben uns stark beeinflusst. Dazu gehören für mich vor allem Bands wie Botch, Drowningman und Deadguy – sie hatten auf jeden Fall auch Einfluss auf uns, als wir das erste Mal mit dem Schreiben angefangen haben.

    Anne: Was braucht die Welt jetzt in diesem Moment?

    Sam: Ein Mittel gegen COVID-19!

    Anne: Wenn Ihr die Möglichkeit hättet, mit eine*r der Anführer*innen dieser Welt zu reden: Wer wäre es und was würdet Ihr ihm*ihr sagen?

    Sam: Oh Gott – der chaotische Punk in mir möchte mit jemandem wie Jair Bolsonaro oder Donald Trump reden. Ihnen einfach ins Gesicht schreien und mal so richtig die Meinung sagen.

    Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass sich viele der faschistischen und autoritären Führer der Welt mit rationalen Argumenten oder freundlichen Worten überzeugen lassen. Ich bin mir daher sicher, dass ich die Zeit nutzen würde, um mit einem⋆r etwas empfänglicheren Anführer⋆ zu sprechen und ihn⋆sie ermutigen, produktiver zu sein oder sogar mal ein tiefgreifendes oder wichtiges Thema wie den Klimawandel anzusprechen – Aber in Bolsonaros Gesicht zu schreien, wäre sicher kathartisch!

    "In Bristol verschwimmen die Übergänge zwischen den Genres"

    Anne: Ihr stammt aus Bristol. Wie würdet Ihr die Musikszene in der Stadt beschreiben?

    Pete: Bristol ist schon lange ein Schmelztiegel für künstlerischen Ausdruck – vor allem für Menschen, die die Übergänge zwischen den Genres verschwimmen lassen möchten, um einzigartige, neue Sounds zu kreieren. Wir sind sehr stolz unseren kleinen Teil zu dieser Tradition beizusteuern.

    Sam: In Bristol gibt es eine Vielzahl verstreuter Szenen und Subkulturen, die alle ihr eigenes Ding machen. Durch die lokalen Konzerthalle sind sie alle miteinander verbunden. Sie sind hier der Dreh- und Angelpunkt der Szene.

    Am bekanntesten war die Stadt während der Zeit der Trip-Hop Connection mit Massive Attack und Portishead in den 1990er Jahren. In den letzten Jahren sorgen einige Bristoler Gitarrenbands für Aufsehen. Die vermutlich populärste Band aus Bristol ist im Moment vermutlich Idles. Das sind wirklich nette Leute. Sie verdienen all die Aufmerksamkeit und den Erfolg! Ich vermisse die Live-Musikszene hier sehr. Du konntest, wenn Du wolltest, einfach jeden Abend zu einem Konzert gehen!

    "Durch die Pandemie haben sich unsere Aufnahmen verschoben"

    Anne: Ihr habt zwei Demos auf Bandcamp veröffentlicht. Wird es auch bald eine Platte geben?

    Sam: Ja! Wir nehmen Ende des Jahres unsere erste EP auf. Wir hatten geplant, sie fertig zu haben, wenn wir auf dem ArcTanGent spielen. Leider hat die Pandemie unser Studio dazu gezwungen, zu schließen, also mussten wir die Aufnahmen verschieben. Wir freuen uns, das in naher Zukunft umzusetzen! Irgendwann wird es dann sicher auch ein Album geben.

    Anne: Was steht für die Lightning Sharks als Nächstes an?

    Sam: Unsere EP aufzunehmen und zu veröffentlichen, weiter Stücke schreiben und endlich wieder auf die Bühne zu gehen, sobald es wieder sicher ist, Konzerte zu spielen.

    Anne: Danke für Eure Zeit! Wir sehen uns auf dem ArcTanGent 2021!

    Sam: Danke, Anne! Bis dann!

    Lightning Sharks 2020 ArcTanGent Set

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