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    Karnivool live @Strøm München 27. Oktober 2013

    Diesmal ohne Nahaufnahmen

    Konzertbericht von Anne
    30.10.2013 — Lesezeit: 4 min
    Karnivool live @Strøm München 27. Oktober 2013

    Ich habe da mal nachgerechnet: Ich gehe jetzt seit ziemlich genau 15 Jahren mit Spiegelreflexkameras (wechselnder Fabrikate) auf Konzerte. Auch in München. Bisher hat es dabei nie Probleme gegeben. Auch ohne Presseausweis nicht.

    Am Sonntag dann: Hoffentlich nicht der Beginn einer neuen Ära. Zur Hochzeit schenkte uns mein Bruderherz die Karten für das Karnivool-Konzert im Strøm am letzten Sonntag. Wir drei freuten uns schon lange auf dieses besondere Event und reisten extra früh an.

    Bereits beim diesjährigen  Southside Festival hatten wir die Jungs live gesehen, waren schwer beeindruckt gewesen uns sehnten das Wiedersehen herbei. Nachdem wir einige Blocks entfernt einen Parkplatz ergattert hatten, begaben wir uns zum Club. Dabei sind mir diese beiden Aufnahmen gelungen:

    Beim Einlass hielt mich der junge Türsteher am Ärmel fest und bat mich, ihm den Inhalt meiner Tasche zu zeigen. "Das ist eine Profikamera! Damit können Sie nicht rein! Oder?!" Sein fragender Blick zeigte in Richtung des Kartenabreißers, der traurig und unwissend mit dem Blondkopf schüttelte.

    Zurück ins Auto

    So ging ich die knapp zwei Kilometer zurück zum Auto, um mein Baby unter dem Sitz zu verstauen. Zum Glück waren wir ja einigermaßen früh dran, ich verpasste also nichts. Zurück im  Strøm sichtete ich sofort eine ziemlich überforderte Jungfotografin, die verzweifelt versuchte, mit ihrer Kleinkamera mit Festbrennweitenobjektiv im Nachtmodus Aufnahmen zu machen. Sie wirkte regelrecht verzweifelt. Ich hoffe sehr, dass sie Ihr Praktikum am nächsten Tag nicht verloren hat.

    Als Vorband spielten The Intersphere. Die Jungs aus Mannheim lieferten zum Auftakt ihrer Karnivool-Support-Tour durch Deutschland ein tolles Programm ab, zum Schluss forderte das Publikum sogar Zugaben. Ein gleißender Stern am Mannheimer Musikhimmel, sollte man auf alle Fälle im Auge behalten.

    Zu Beginn gab es einige tontechnische Probleme, die aber schnell behoben werden konnten. Leider machte mir eine seit einiger Zeit auf Konzerten vertretende Gattung Mensch auch dieses Mal ein Wenig zu schaffen. Richtig, das Wort liegt Euch schon auf der Zunge. Es geht um die jutesackschwingende Bartfraktion.

    Hipster treffen später ein

    Wie auch schon auf einigen weiteren Konzerten wurden wir auch wieder Zeugen eines seltsamen Hipster-Phänomens. Damals, in der guten alten Zeit, als Hipster noch Hopper waren, kannte ich etwas Derartiges nicht. Progleute: Stehen still, nicken sich freundlich zu, wippen im Takt mit. Hardcore-Fans: Moschen und heben sich gegenseitig die Brille auf... Ich muss das hier nicht weiter ausführen, ihr kennt das ja. Außerdem bin ich kein Fan von Schubladen, ich möchte ja selbst auch nicht in eine gesteckt werden. Nun aber zum nennen wir es mal Joghurtbecherphänomen:

    Der/die Hipster/in kommt grundsätzlich wenige Minuten, bevor die Vorband die Bühne betritt an und muss zwangsläufig in einer der vorderen vier Reihen stehen. Dabei ist ihm/ihr jedes Mittel recht. Er/sie züppelt an T-Shirts, tritt mit voller Kraft in Archilles-Sehnen, klebt Kaugummis in Haare, schubst Schwächere weg. Steht er/sie dann in freudiger Erwartung auf die Band, die er sie zuvor noch kurz gegoogelt hat, neben oder direkt vor seinem Opfer, geht das Spiel erst richtig los. Der/die Hipster/in fährt seine/ihre Ellbogen aus, um sie innert der nächsten 30-50 Minuten ohne Rücksicht auf Verluste erbarmungslos abwechselnd in die Brüste und zwischen die Rippen seines Opfers zu rammen. Das Ganze wird vom (natürlich ganz beiläufigen) Baumelnlassen des prall gefüllten Jutebeutels begleitet. Wahlweise zwischen den Beinen oder gegen die Gesäßbacken des Opfers.

    Ist die Vorband dann mit ihrem Set am Ende angelangt, flippt der/die Hipster/in aus, verschüttet wild seine/ihre Discoschorle in alle Richtungen und applaudiert, dass der Bart/Dutt nur so wackelt.

    Karnivool kommen gleich auf die Bühne - Die Pause ist anstrengend

    Die Pause bis zur Hauptband wird für sein/ihr Opfer noch anstrengender, als das Warten auf die Vorband. Jetzt sind auch die Freunde des/der Hipsters/in aufgetaucht und er zieht sie am Ärmel zu sich, lässt sich noch ne Mate mitbringen und schüttet sie seinem Opfer zur Hälfte in den Kragen. Natürlich ohne auch nur das Geringste davon mit zu kriegen. Das behauptet er/sie steif und fest, wenn man es wagt, ihn/sie anzusprechen. Grundsätzlich sollte man es allerdings besser unterlassen, den/die Hipster/in in ein Gespräch anzusprechen, das wird die Qualen, denen man ausgesetzt ist, noch um ein Vielfaches erhöhen. Glaubt mir, probiert das besser gar nicht erst aus.

    Mit dem Betreten der Bühne durch die Hauptband des Abends ist der/die Hipster/in dann nicht mehr zu halten. Wild um sich boxend, halb pogend, halb stolpernd, immer auf den maximalen Körpereinsatz und -Kontakt aus, verausgabt er/sie sich bis zur völligen Erschöpfung. Diese tritt ca. nach dem dritten Song (Bei einigen Progbands schon früher) ein. Hat man es bis dahin an seinem Platz ausgehalten, kann man nun den Rest des Konzertes in aller Ruhe genießen. Der Hipster verlässt nun nämlich den musikbeschallten Bereich und widmet sich wieder dem Instagrammen von Pommes Frites.

    Songs an der Bar

    Nachdem ich momentan gesundheitlich etwas angeschlagen bin, und am Sonntag ganze Hipsterclans aus den Studentenheimen der Stadt geflohen zu sein schienen, musste ich leider nach dem Gedränge während der Vorband aufgeben und mir einige Songs von der Bar aus anhören. Natürlich war ich aber pünktlich zu unserem Lied wieder bei Matze und Valentin und wir genossen das Konzert gemeinsam bis zum letzten Ton.

    Vielen Dank nochmal für die Karten an dieser Stelle, lieber Vale! Wir haben uns sehr darüber gefreut und fanden den Abend mit Dir mal wieder sehr schön! Wir freuen uns schon auf Russian Circles mit Dir!

    Hier noch ein paar Beweisbilder, die ich mit meinem Mobiltelefon aufgenommen habe, bitte nicht auf die Qualität achten.

    PS:

    Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    PPS:

    Natürlich werde ich Euch auch nicht verraten, was "unser Lied" ist.

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