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    Konsum

    Eine Geschichte aus dem Leben

    Kurzgeschichte von Anne
    23.11.2011 — Lesezeit: 1 min
    Konsum

    Warum der Trend bei gut betuchten Damen mittleren Alters zu immer größeren, sperrigeren Autos mit immer höherem Benzinverbrauch geht, mit denen sie im Feierabendverkehr zum Einkaufen aufbrechen und Ihre Kinder vom Gesangsunterricht abholen, muss sich einem nicht erschließen.

    Mit dem Internet erwärmen wir das Klima, bis wir alle verglüht sind.

    Aus Versehen hast Du Klopapier mit Weihnachtsduft gekauft. Warum nur wird so etwas hergestellt? Es wird nun zum Auswischen der Katzentoilette verwendet, um Allergien zu vermeiden.

    Auf dem Weihnachtsmarkt läuft "Biene Maja". Die Menschen brauchen das, um sich zu entspannen, wird Dir gesagt. Ein Kind rutscht auf dem Eis aus, merkt, dass nichts passiert ist, will aufstehen. Bis die Eltern es merken. Sie springen auf das Kind zu, sind erschrocken, wollen es retten. Sie streicheln ihm über den Rücken, reden besänftigend auf es ein. Es beginnt fürchterlich zu weinen. Aus dem Weinen entwickelt sich ziemlich bald ein ohrenbetäubendes Brüllen. Der Mann hinter dem Punschstand hängt sich seine Schürze um. Auf ihr prangt in großen bunten Comic-Sans-Lettern der Aufdruck "Love Machine". Die Aufschrift wird eindrucksvoll durch einen ca. 1,50 Meter langen Plüschpenis ergänzt, der an das Kellnerutensil angenäht ist. Seit nunmehr dreißig Minuten versucht er die junge Hübsche, die ruhig und konzentriert neben ihm Glühwein in Becher gießt zum Tanzen aufzufordern. Ihm scheint nicht ganz bewusst zu sein, dass er damit wohl heute keinen Erfolg mehr haben wird. Der Markt schließt um zwanzig Uhr. Noch vor dem Hochfahren der Trottoirs in dieser Stadt. Um der Straßenreinigung das Entfernen von Erbrochenem vor den Schaufenstern am nächsten Morgen zu ersparen, munkelt man.

    Am nächsten Morgen siehst Du einen circa Zwanzigjährigen aus einer Hofeinfahrt kriechen. An der nicht weit entfernten Bushaltestelle zieht er sich hoch und beginnt, völlig hoffnungslos, ohne Aussicht auf ein baldiges Ende in den Mülleimer zu kotzen.

    In den "Nachrichten" im Lokalradio erzählen sie was von einer neuen Castingshow. Und das einer dieser Schauspieler eben lieber mehrgleisig fährt. Seine Frau lässt sich nun aus ungeklärten Gründen von ihm scheiden.

    Sie dekorieren alles, bestäuben sich gegenseitig mit Puderzucker. Machen gute Mienen. Zwischendurch verpassen sie sich gegenseitig Stromschläge. Sie läuten damit die Stille Zeit ein. Advent. Brennende Konten. Wie soll man denn auch sparen, wenn der Staat sich einfach Geld leiht, dass nicht da ist? Einfach immer neues drucken. Das hat uns doch schon immer weitergebracht. Und die Rentner leben vom Dosenpfand.

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